Lil Gizzelle/The Seatsniffers am 05.12.09 im Wulff, Durmersh

[framuscat]

Monate, ach was, Jahre habe ich gewartet...wer Ruth Brown, Etta James, LaVern Baker und Wanda Jackson in einer Person erleben will, der ist bei dieser Riesenröhre im Kleinstformat gerade richtig. Die erste Begegnung mit Lil Gizzelle, einer geschätzt 1,50m hohen Präsenz, fand beim inzwischen legendären Desastergig beim Let´s get wild 2006 statt - damals wunderte ich mich nur, wie sie trotz gefühlter 6 Liter Tequila im Magen noch auf der Bühne stehen konnte. Danach war sie jedoch wieder ganz nüchtern und für Gespräche bereit.
Inzwischen sollte sie - so hoffte ich - ihre Bühnenangst abgelegt haben, CDs und Auftritte hatte sie ja zur Genüge. Also begaben sich meine bessere Hälfte und ich ins Mittelbadische, zur familiären Atmosphäre des Wulff, der Diaspora der süddeutschen Billies ausserhalb des Walldorf-Weekenders.

Die Seatsniffers legten gleich das erste Set hin, und nach kurzer Aufwärmphase ging ein wohliges Raunen aus männlichen Kehlen - der Lungenflügelverpackung der Headlinerin geschuldet. Und alle Songs, die an diesem Abend zur Darbietung kamen, habe ich live noch NIE besser gehört - egal von wem. Zudem ist Lil Gizzelle eine angenehm sympathische Persönlichkeit, die die Anbetung des Publikums mit gebührender Hoheit entgegennahm. Leider wurden nur drei viel zu kurze Sets gespielt, die von Lucky Shooter kompetent unterbrochen wurden.

Immerhin ergab sich nach dem Gig noch eine kurze Gesprächschance, wobei sich herausstellte, dass sie vor drei Jahren eher mit persönlichen Problemen als mit Nervosität kämpfte. Diese wäre an diesem Abend durchaus angebracht gewesen, als Dietmar sie zu einem Teppichzerleger auf die Tanzfläche schleifte... . Sie hat es meiner Beobachtung nach aber lebend überstanden.

Das gewohnt hervorragende Essen vom Italiener-Bringdienst gegenüber rundeten diesen großartigen Abend ab.